Also, weiter im Text. Seit Ende November hatte ich nur noch handschriftlich geschrieben. Irgendwie habe ich seitdem allerdings auch eine ziemliche Flaute, nicht nur was meine körperlichen Aktivitäten anging, sondern auch emotional. Nun, das ist halb so wild, ich bin das ja gewöhnt. Etwas eigenartig ist es trotzdem, denn ich hatte Anfang des Monats etwas begriffen: Ich habe eine Anpassungsstörung. Was genau das bedeutet, weiß ich noch nicht so recht, aber die Symptome stimmen überein. Erleichternd ist diese Erkenntnis zwar nicht – es summiert sich zu einer kleinen Liste an psychischen Störungen – doch es trägt zum Selbstverständnis bei.
Ich hatte heute ein Gespräch mit meinem Psychiater. Ich musste mich ein kleines bisschen zwingen, ihn zu konsultieren, und weiter gebracht hat es mich eigentlich nicht, doch ich konnte mich ein bisschen beobachten, wie ich mich in einem Gespräch mit ihm verhalte. Das war ganz hilfreich, da ich in den letzten drei Monaten nur äußerst wenig Gespräche hatte.
So langsam finde ich zurück zur Normalität. Hatte ich an Silvester und den folgenden Wochen noch sehr viel Zeit auf Erotik-Websites verbracht, um einfach abgelenkt und beschäftigt zu sein, so finde ich langsam wieder zurück in mein Leben nach der Generalisierten Angststörung und bevor diese lange Episode der Anpassungsstörung ausbrach. Mitte März werde ich auch wieder in die Yoga-Gruppen gehen … wie es mit der Tai-Chi-Gruppe weitergeht, steht noch in den Sternen.
Erotik-Websites waren nicht der einzige Rückgriff auf vergangene Gewohnheiten. Auch hatte ich wieder angefangen, TV-Serien zu schauen. Das ist eigentlich auch ganz hilfreich, denn ich hatte keine anderen Hilfsmittel, um meinen steten Gedanken über mein Leben und die Vergangenheit Einhalt zu gebieten. Ich bin richtig dankbar, wenn ich einmal für eine halbe, dreiviertel Stunde am Stück einfach dasitzen und in fiktive Welten eintauchen kann. Nicht, dass diese spurlos an mir vorbei gehen, es ist immer wieder ein Aufhänger greifbar, der zum reflektieren einlädt, aber dieses konstante Nachdenken ist etwas weniger, … gedanklich verhaftet sein, nennen es Experten. Es ist kein kreisendes Denken, wie wenn man ein Thema hat, um welches sich dann stundenlang alles dreht. Es ist mehr, wie ein verzweigter Fluss, welchem man bis in die kleinsten Verästelungen folgt, und das nahezu endlos.
Nichts desto Trotz bin ich natürlich dankbar, dass das zurzeit mein größtes Problem zu sein scheint. Das ist einfach. Ich bin bei Bewusstsein, und bin zurechnungsfähig, wenngleich eingeschränkt leistungsfähig. Aber das ist okay.